Biographien und Nachrufe

Zu Lebzeiten
1879   Allgemeines Künstler-Lexikon, Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler..., 2. Aufl., 3. Band, 1879, S. 71  

"Piltz, Otto, Genremlr. In Weimar. Seine heiteren Genrescenen sind breit und keck behandelt; es zeigt sich in ihnen Humor und Verständnis für die Charakteristik: ein Kirchenchor, der Bauernjunge als Turner."

1882  Biographisches Künstlerlexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke. S. 419. 

"Otto Piltz, Genremaler in Weimar, hat sich in den letzten Jahren durch einige Bilder naturalistischer Richtung hervorgethan, die von entschiedenem Talent und von seiner Beobachtungsgabe für Kindertypen zeugen. Dahin gehören: die noch geschmacklos komponierte Strickschule, die Verwahrschule (1877) und als sein bis jetzt bestes das 1880 in Düsseldorf ausgestellte Federnschließen, eine gefällige Komposition von frischen, gemütlichen Gestalten von feiner Durchbildung."

1890  Meyers Konversationslexikon , Siebzehnter (Ergänzungs-) Band, Leipzig / Wien 1890, S. 660
1898 Das geistige Deutschland am Ende des XIX. Jahrhunderts. Enzyklopädie desDeutschen Geisteslebens in biographischen Skizzen. Erster Band: Die Bildenden Künstler. S. 525 

"Piltz, Otto, Genremaler, Professor, geboren 1846 in Allstedt (Sachsen-Weimar), studierte in München und Weimar, wurde 1882 Professor an der Weimarer Kunstschule, siedelte 1886 nach Berlin und 1889 nach München über. Die Studien zu seinen Bildern machte er in kleineren Orten Thüringens, Bayerns und des Spreewaldes,  die Motive sind gröstentheils der Kinderwelt entnommen, z.B.: Der kleine Jongleur, Auf dem Orgelchor einer Thüringischen Dorfkirche, Turnunterricht auf dem Lande, Die Verwahrschule in Weimar, Die Strickschule, Vesper im Kindergarten, Vor dem Gottesdienst, Vorbereitung zum Pfingstfest, Altweibersommer, Bei der Frau Pastorin, Gesangprobe, Vor dem Tanz, Frühling im Spreewald, Arbeitsschule in Schlohdorf am Kochelsee, Schularrest, Frühjahr. P. ist Mitglied der Sezession. Wohnung: München, Neu Pasing."

1905 Deutsches Zeitgenossenlexikon, Leipzig 1905, S. 1104

"Piltz, Otto, Professor, Genremaler, Pasing b. München, Arnulfstr. 1 28. Juni 1846 zu Allstedt in Sachsen-Weimar (verh. Seit 1874 mit Alma, geb. Schilling), erlernte die Dekorationsmalerei und besuchte von 1866-71 die Kunstschule in Weimar, woselbst er Schüler von Paul Thumann, Plockhorst und später von Karl Verlat war. 1880 erhielt er vom Großherzog von Weimar den Titel Professor. 1886-90 in Berlin tätig, siedelte er danach nach München über und lebt seit 1893 in der Villenkolonie Pasing. Die Gegenstände für seine Bilder entnimmt er dem Volksleben. Die Ehrensammlung in Weimar besitzt ein Bild von ihm: 'Spinnende Alte'."

1909 Wer ist Wer IV. Ausgabe. Zeitgenossenlexikon, S. 1063
nach seinem Tod
1910 Bildende Kunst. 

"Kunstverein. Von der Vorwoche hat sich die Sammelausstellung von Paul Crodel und die plastischen Arbeiten von Carl Georg Barth erhalten. Letztere stellen gute und auch für Ausstellungszwecke geeignete Figuren dar, anmutig und hübsch geformt. — Von den Kollektionen dieser Woche hat die Nachlaß-Ausstellung des leider zu früh verschiedenen Professors Otto Piltz uns am meisten zu sagen.

Sie spricht von der Vielseitigkeit und eminent temperamentvollen und geschickten Begabung dieses auch als Mensch so heiter und anregenden Künstlers, der sich vom Malergehilfen zum Künstler und Professor emporschwang und alle seine Erfolge nur sich selbst und seiner glücklichen, zugreifenden treffsicheren Art verdankte. — Mochte er sich an Köpfe, an Tiere, an Landschaften oder an seine eigentliche Sparte, an das Genre und die Kindergruppen machen, immer geht er flott ins Zeug und immer ist wenigstens in irgend einer Form, ob in Farbe im Ausdruck, in der Lust oder sonst wo, ein künstlerischer Treffer dabei. In jungen Jahren durch das mehr narrative Genrebild rasch zu Namen gekommen, hat er absolut nicht engherzig daran festgehalten, sondern hat sich immer neue Aufgaben gestellt, immer neue Ziele gesteckt. Daß nicht alles gleichwertig ist, das kann man von einem so starken Künstlertemperament nicht verlangen. Aber alles ist tüchtig, tüchtig auch dort, wo er einmal daneben griff."

Vossische Zeitung, Berlin

"Prof. Otto Piltz. Am 20. August ist in Pasing bei München der Genremaler Prof. Otto Piltz gestorben. Er war am 28. Juni 1846 in Allstedt in Sachsen-Weimar geboren und stand somit im 65. Lebensjahr. Seine Studien machte er in München und Weimar. 1882 wurde er Professor an der Weimarer Kunstschule, von 1886 - 89 wirkte er in Berlin und von 1889 an in München. Seine Motive schöpfte er mit Vorliebe aus der ländlichen Sphäre, aus kleinen Orten Thüringens und aus dem Spreewald. Im Mittelpunkt seiner zahlreichen Bilder. mit denen er sich auf allen größeren deutschen Ausstellungen einfand, stand die Kinderwelt, für deren Seelenleben er ein offenes Auge hatte, und deren Anmut er im Stile der älteren Münchener Schule mit entschiedenem Glücke behandelte. Eines seiner besten Bilder besitzt die Galerie Ravens in Berlin."

Zeitung (unbekannt)

"Otto Piltz, K. Professor und Genremaler, geboren am 28. Juni 1846 in Allstedt (Großh. Sachsen-Weimar), gestorben am 20. August 1910 zu Pasing bei München.

Otto Piltz trat nach Beendigung der Volksschuljahre 1860 bei dem Dekorationsmaler Schwieder in Halle in die Lehre, ging 4 Jahre später von dem Drange nach weiterer künstlerischer Ausbildung beseelt nach München und Wien und endlich im Oktober 1866 nach Weimar, wo er an der Kunstschule seine Studien als Figurenmaler fortsetzte. Seine feine und scharfe Beobachtungsgabe, sein Formenverständnis, sein kompositionelles und manuelles Geschick lockten bald die Aufmerksamkeit auf ihn; insbesondere suchte der damalige Direktor der Kunstschule in Weimar Graf Kalkreuth sein Talent zu fördern. Ausgezeichnete künstlerische und materielle Erfolge knüpften sich an sein Schaffen. Gleich eines seiner ersten figurenreichen Bilder „Kinderbewahrschule“ erregte in Berlin Aufsehen und veranlaßte Adolf Menzel an den jungen Maler zu schreiben. Viel bewundert wurde auch sein Bild

„Turnunterricht auf dem Lande“ 1872, (Berlin - Paris, Weltausstellung). Die „Vesper“ im Kindergarten ging in den Besitz Kaiser Wilhelm I über.

Viele der besten Werke gelangten gar nicht erst in Ausstellungen, weil sie direkt von den Händlern und auswärtigen Sammlern gekauft wurden. Aus der großen Zahl seiner Werke seien hier nur besonders erwähnt:

Die ernsten Schilderungen aus dem Frauenstift in Eisenach, die Kirchenbilder aus Hessen, die alten Männer im Juliusspital in Würzburg (g. Staatsmedaille Salzburg 1904, Ravenesche Galerie), aus dem Frauenhospital (Braunschweiger Galerie), Altweibersommer, Schimmel, Violinspieler, Musikstunde bei der Frau Pastorin, Vorbereitung zum Pfingstfest, Vor dem Tanz im Spreewald, Arbeitsschule in Schlehdorf, die Strickschule, Studien aus Holland und dem bayerischen Wald usw. — 1882 wurde O. Piltz in Weimar durch den Titel Professor ausgezeichnet, siedelte dann 1886 nach Berlin, 3 Jahre später nach München und 1893 nach Pasing über. Seine Liebe zur Kinderwelt und die Gabe, schnell und leicht die charakteristischen Bewegungen und Äußerungen der Kinderseelen zu erfassen, machten ihn zu einem berufenen Darsteller seines Genres. Im Verlauf seiner reichen Schaffenszeit schloß er sich mehr und mehr der Hellicht-Malerei an zuerst als Mitglied Session [Sezession] , dann der Künstler- Genossenschaft. Doch entstanden auch noch in dieser Zeit vortreffliche Bilder in satterer Farbe (Alte Frau mit Zicklein). Auch landschaftlich hat sich Prof. Otto Piltz mehrfach betätigt; besonders gelungen erscheint der vor 2 Jahren im Glaspalast ausgestellte “Waldweiher“. Von großer persönlicher Anspruchslosigkeit und Natürlichkeit bemühte sich der Verstorbene gegen die Vorzüge anderer gerecht zu sein. Reich an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis gab er seiner Anschauung allezeiten offen und ohne Rückhalt Ausdruck.

In heiterer Gesellschaft war er ein launiger Erzähler von Temperament, dem Freunde in der Not aber ein stets hilfsbereiter Berater mit Wort und Tat.

Am 20. August 1910 starb Piltz in seinem Pasinger Landhaus an den Folgen einer Herzmuskelentzündung.            V. W" [Victor Weichhardt]

1913 Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. XV. Band 1910, S. 152 

"Piltz, Otto, Genremaler, * 28. Juni 1846 zu Allstedt (Sachsen‑Weimar + 20. August 1910 in Pasing (München), kam aus der Volksschule 1860 zu dem Dekorationsmaler Schwieder in Halle; der Drang nach künstlerischer Ausbildung führte ihn über München und Wien nach Weimar (1866), wo er an der Akademie Zutritt fand, im Figurenmalen sich bildete und die fördernde Aufmerksamkeit des Direktors Graf Kalkreuth gewann. Der in einer Schmiede über dem Beschlagen seines Schimmels zeitunglesende Bauer (1870), zwei gleichalterige, ihre Größe am Rücken abmessende Buben erregten Aufmerksamkeit, die auf dem Dorfkirchenchor die »Siegesfeier« (1872) singenden Knaben erwarb Kaiser Wilhelm, und eine figurenreiche »Kinderbewahrschule« fand A. v. Menzels ungeteilten Beifall und persönliche Bekanntschaft. Nun war sein Name gemacht, und nach seinen mit eisernem Fleiß durchgeführten kleinen Bildern, wie »Turnunterricht auf dem Lande« (1872) und andern immer heiteren und ansprechenden Kinderszenen war rege Nachfrage, auch Ravené einverleibte ein Werk seiner ausgewählten Galerie. Besonders beliebt wurden die »Arbeits‑, Strick‑ und Nähstuben«, welche P. mit immer neuen, dem Leben in feinster Beobachtung, abgelauschten Motiven wiederholte, die »Kindergarten«‑Erinnerungen, auch die Einblicke in das nie ungemütlich geschilderte Spitalleben, die Vorbereitungen zu kleinen Festen oder musikalischen Aufführungen. Es war Seele in allem und etwas alle Beschauer Fesselndes und Ansprechendes, des Kleinlebens und der Segen jener ehrlichen, der Erholung nicht entbehrenden und darob doppelt wohligen Arbeit. Eine Zeitlang hatte es ihm Holland, dann der Spreewald mit seinen wendischen Nachklängen angetan, auch das treuherzige Sachsen‑ und Thüringervolk; durch seine Übersiedlung 1889 nach München kam Altbayern daran. Hier schloß er sich anfänglich als Mitglied der Sektion der Hellichtmalerei, dann der Künstlergenossenschaft an und brachte abermals vortreffliche Bilder in satteren Farben, meist gemäß seiner Vorliebe für die Kinderwelt und der eminenten Begabung, schnell und leicht die charakteristischen Regungen und Äußerungen des jugendlichen Gemütes zu erfassen und nachzuempfinden. Außerdem betätigte sich P. auch landschaftlich, beispielsweise mit dem träumerischen »Waldsee« (1909), ein wahres Lied ohne Worte; ebenso das heitere »Stallinterieur mit dem Gaisbock«, welches nachträglich im »Kunstverein« erschien(1911). Im Porträtfach stellte er gleichfalls seinen Mann mit vollem Erfassen der Individualität. Freunde seiner Kunst werden in Holzschnitt und Photographie noch viele echte Perlen seiner immer erfreulichen Kunst finden.

Vgl. Das geistige Deutschland 1898, S. 525.  Fr. v. Bötticher, 1898, II1, 277.  Münchener Kunstvereinsbericht 1910, S. 15.

Hyac. Holland."

1920 Müller-Singer. Allgemeines Künstler-Lexikon, Leben und Werke der berühmten bildenden Künstler..., 5. Aufl., 1. Suppl. Bd. 5, S. 442
1933 Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler... Begründet von U. Thieme und F. Becker Bd. 27, S. 48

1971 

Scheidig, Walther, Die Geschichte der Weimarer Malerschule 1860-1900, S. 62 f.

2001

Ziegler, Hendrik. Die Kunst der Weimarer Malerschule. Köln 2001, S. 129 ff

"... Gussow prägte eine ganze Generation von Weimarer Malern, nicht nur seine Schüler, etwa Alfred Böhm, Ferdinand Brütt, Fedor Enke, Wilhelm Hasemann und Ernst Henseler, sondern auch seine ehemaligen Studienkollegen Otto Piltz und Otto Günther....

Von den von Gussow geprägten Weimarer Malern wurden vor allem Otto Piltz und Wilhelm Hasemann mit ihren detailrreichen, harmlosen Bilderzählungen aus dem thüringischen Volksleben, die sie in einer lichten, durchaus nicht kleinlichen tonmalerei vortrugen, sowohl von konservativ als auch liberal gesinnten Kritikern überschwenglich gelobt...

...Otto Piltz hatte sich seit 1870 an den Berliner Akademieausstellungen beteiligt. Zum Durchbruch gelangte er mit seinen Kinderbildern, die einer breiten Mode der 1870er und ‚80er Jahre folgten. In Berlin stellte sich Otto Piltz 1876 ein Bild mit Bauernjungen beim Turnunterricht auf dem Lande aus, ein Jahr später eine Bewahrschule in Weimar und 1879 eine Darstellung eines Mittagessens in einer Kinderpension, die vom preußischen König Wilhelm I. angekauft wurde. Bereitwillig ging die Kritik auf diese Art von Bildern ein und erzählte die dargestellten Geschichten in all ihren Einzelheiten, mit ihren Haupt- und Nebencharakteren und ihrem möglichen Vorher und Nachher, für den Leser nach. Auch Gustav Floerke, bis 1879 Sekretär der Kunstschule und früher Verehrer Arnold Böcklins, begeisterte sich für die Genremalerei aus Weimar. Bei seinen Besprechungen der Bilder von Otto Piltz stellte er allerdings nicht deren erzählerischen Gehalt in den Mittelpunkt, sondern würdigte vor allem die Unmittelbarkeit der Wirklichkeitswiedergabe des Künstlers. Als 1879 Piltz in München sein Bild Morgenandacht im Frauenstift ausstellte, sah Floerke in dem Künstler sagar den Hoffnungsträger einer neuen Genremalerei: „Piltz in seiner nackten naiven Wahrhaftigkeit ist der beste Beweis dafür, daß die Genremalerei durchaus nicht für alle Zeiten einen Gegensatz zur wirklich malerischen Malerei zu bilden braucht; vielmehr sieht man bereits an ihm, wie die wiederum moderne, rein malerisch-naturalistische Weltanschauung die Genremalerei zur lebenswahren und lebensfähigen Existenzmalerei umwandelt.“

Floerke war in seinen theoretischen Ansichten seiner Zeit voraus, vor allem in seiner Forderung, ein Kunstwerk dürfe nicht vorrangig nach seinem stofflichen Gehalt beurteilt werden, sondern müsse vielmehr nach der Art der malerischen Umsetzung desselben seinen Wert zugesprochen bekommen. Er bekannte sich ausdrücklich zu einer Malerei, die ihren Schwerpunkt nicht im Inhaltlichen, sondern Gestalterischen sucht. Darin scheint er später formulierte Ansichten Max Liebermanns vorwegzunehmen. Doch Floerkes progressive Ansätze kontrastieren mit seinen in der kunstkritischen Praxis vorgenommenen Bewertungen. Floerke stellte zwar zu Recht die Leistungen der Gussow-Schule – Erneuerung der Genremalerei durch dezidierten Realismus und kräftigen Kolorismus – heraus, übersah aber deren Hang zum süßlichen und eingängigen Motiv, der letzlich ihr innovatives Potential untergrub.

Die allgemeine Wertschätzung, deren sich Carl Gussow, Wilhelm Hasemann und Otto Piltz erfreuten – 1882 war letzterem von der Weimarer Kunstschule der Professorentitel verliehen worden – erklärt sich aus dem Kontrast ihrer Malerei zu der viel kompromißloseren des jungen Max Liebermann, die bei der Kritik einhellig auf Ablehnung stieß..."

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